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Disziplin

  • Autorenbild: Asja
    Asja
  • 23. Feb. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Feb. 2024

Seit Tagen philosophiere und sinne ich über das Wort "Disziplin" nach. Wie immer mühe ich mich um die verschiedenen Bedeutung, die ein Wort für jeden von uns mitbringt und spreche mit anderen Menschen darüber, was Disziplin für sie ist. Die Antworten sind sehr oft genau so unterschiedlich, wie jeder einzelne von uns.


Früher war das Wort "Disziplin" für mich negativ konnotiert. Es war gleichbedeutend mit Drill, Unterordnung und Autorität. Also mit allem, was mein Vater, der Bundeswehrsoldat, in meiner Kindheit darstellte. Ich bewunderte ihn sein ganzes Leben für seine Disziplin und erzählte mir jahrelang selbst, dass mir diese Charakterstärke völlig abginge.


Wenn mein Vater sich etwas in den Kopf setzte, so erlebte ich als Kind und Jugendliche, zog er es eisern durch. So auch manche Diät, zu der ich dann gleich mitverdonnert wurde, was meiner positiven Einstellung gegenüber Verzicht und Askese wenig zuträglich war. Ich entsinne mich an ihn stundenlang lernend für sein Abitur, das er nachholte. Mich selbst empfand ich als schwach, wenn es um meine schulische Moral und die Erfüllung eines mindesten Leistungssolls ging.


Für mich war mein Vater der Beherrschte. Der Willensstarke, der sich zusammenriss. Ich dagegen war die Schwache, die Impulsive. Die, der der Kampfgeist und die Entschiedenheit im Einsatz um gute Noten fehlte, weil andere Dinge viel zu oft wichtiger waren als eine verantwortungsvolle Lernhaltung.


Heute ist mir klar, dass mein Vater nicht minder impulsiv und unbeherrscht war wie ich. Seine unerbittliche Disziplin und Willensstärke waren nur der Versuch und die offenbare Selbstüberwindung seine eigene Unvernunft und Schwächen unter Kontrolle zu halten. In jungen Jahren gelang es ihm hervorragend in mir das Bild seiner großartigen Disziplin zu erzeugen, aber zum Ende seines Lebens entsagte er dem Kampf mit sich selbst. Er gab sich seinem Dängen hin und jede Enthaltsamkeit auf. Für ihn war die Wahl von Qualität statt Quantität die totale Freiheit und Selbstbestimmung, egal was andere über ihn dachten. Und so mag das, was für den einen wie Schwäche aussieht, doch eine Stärke sein.


Die Disziplin und ich haben inzwischen Frieden miteinander geschlossen, weil sie eben nicht Ausdruck von Zucht und Ordnung ist, sondern von Kampfgeist, Besonnenheit und Geduld. In täglichen Übungen und stillen Vereinbarungen mit mir selbst, empfinde ich heute keinen Druck oder Widerwillen mehr. Und so führen eine gewisse Mäßigung, ein anderer Rhythmus und bestimmte Regeln zu neuen Gewohnheiten. Und ich bemerke zufrieden: je länger die Disziplin und ich uns freundlich anschauen, desto mehr lerne ich sie schätzen.


Meinem Vater danke ich übrigens dafür, dass er mir gezeigt hat, dass es eine Zeit des Kämpfens und eine Zeit des Loslassens gibt. Letzteres, so muss ich sagen, hat er - ganz wie er eben war - mit äußerster Entschiedenheit und Willensstärke getan. Diszipliniert halt.

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