Sag die Wahrheit (oder lüge zumindest nicht)
- 9. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Peterson fordert uns nicht nur dazu auf, die Wahrheit zu sagen, sondern auch zu unserer persönlichen Wahrheit zu stehen und die sog. "Lebenslüge" über das eigene Dasein zu entlarven.

Lügen lösen eine Kettenreaktion aus, denn es braucht neue Lügen, um die Spuren alter Lügen zu verwischen und das Gebäude der Unwahrheit aufrecht zu erhalten. In einer Welt, die auf Lügen aufgebaut ist, wird am Ende nichts mehr funktionieren.
Peterson berichtet von seinen eigenen Erfahrungen als junger Mann, der die Welt mit seinen Worten manipulierte, um zu bekommen, was er haben wollte: er wollte alle Diskussionen gewinnen und die Menschen beeindrucken. Er bemühte sich in einem Selbstversuch, nur noch Dinge zu sagen, die seine innere Stimme nicht als Unwahrheit bezeichnete und stellte fest, dass fast alles, was er sagte und tat nicht der Wahrheit zu entsprechen schien.
Der Psychologe Alfred Adler hatte hierfür den Begriff „Lebenslüge“ verwendet. Jemand, der eine Lebenslüge lebt, versucht, die Realität durch Wahrnehmung, Denken und Handeln so zu manipulieren, dass nur ein eng erwünschtes und vordefiniertes Ergebnis zustande kommt. Lebenslügen basieren auf der falschen Annahme, dass das aktuell vorhandene Wissen ausreicht und auch in Zukunft ausreichen wird.
Viele Menschen weigern sich einen eingeschlagenen Kurs zu korrigieren und Peterson spricht in diesem Zusammenhang von „vorsätzlicher Blindheit“: lieber ignoriere ich den Elefanten, der mitten im Raum steht, statt mich von meiner Annahme zu trennen. Dabei können wir der Wahrheit nicht entkommen – je länger wir vor ihr davonlaufen, um so stärker wird der Aufprall. (Wie können wir unsere eigenen Lügen erkennen? Wenn wir lügen, so Peterson, spüren wir einen Gefühl der inneren Spaltung und Schwäche, das im Bereich des Solar plexus auftritt.)
Peterson geht im Anschluss der Frage nach, wie man Lebenslügen verhindern kann. Er erklärt, dass wir alle eine Vision einer wünschenswerten Zukunft brauchen, an der wir unser Handel ausrichten, aber wir müssen bereit sein unseren Kurs häufiger zu korrigieren, da ständig unerwartete Dinge passieren können. Das bedeutet, wir müssen uns von Annahmen, Überzeugungen, Meinungen, Vorstellungen oder Prinzipien trennen, die sich als falsch erwiesen haben. Jeder braucht ein konkretes, spezifisches Ziel – einen Ehrgeiz und einen Zweck –, um das Chaos zu begrenzen und seinem Leben einen verständlichen Sinn zu geben. Aber all diese konkreten Ziele können und sollten einem sogenannten Metaziel untergeordnet werden, das als „in der Wahrheit leben“ lauten könnte.
Diese Wahrheit, um die es Peterson geht, sind keine Meinungen, die von anderen geteilt werden. Wahrheit ist persönlich, denn sie basiert auf den einzigartigen Umständen des eigenen Lebens. Wenn dein Leben nicht so ist, wie es sein könnte, versuche, die Wahrheit zu sagen. Wenn du verzweifelt an einer Ideologie festhältst oder im Nihilismus schwelgst, versuche, die Wahrheit zu sagen. Wenn du dich schwach und zurückgewiesen, verzweifelt und verwirrt fühlst, versuche, die Wahrheit zu sagen.
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