Was ist Trauer?
- Asja
- 1. Dez. 2022
- 1 Min. Lesezeit
Trauer ist grundsätzlich ein selbstbezogenes Gefühl und hat mit dem Verstorbenen nichts zu tun. ICH habe jemanden verloren. Außerdem bedeutet es oft: etwas ist zwischen mir und dem Verstorbenen unerledigt geblieben.
Als mein Vater 2019 mit 68 Jahren verstarb, sagten die Menschen zu mir: "So jung!" Ich war immer irritiert und fragte zurück: "Welches Alter ist denn das passende Alter, um zu sterben?" Es klag so, als sei sein Tod ein Fehler oder nicht planmäßig.
Ich hatte nicht das Gefühl, etwas "verloren" zu haben. Er hat mich zusammen mit meiner Mutter in diese Welt gebracht und ich hatte 46 Jahre einen Vater, der stets sein Bestes gab. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich denke zwischendurch an ihn, zumeist in bestimmten Situationen, z.B. wenn meine Jungs und ich zusammensitzen. Dann geschieht es tatsächlich, dass ich bei dem Gedanken "Wäre es schön, wenn er das jetzt miterleben könnte" feuchte Augen bekomme. Mir ist klar: dabei geht es nicht um ihn, sondern um mich. Deswegen ist Trauer ein selbstbezogenes Gefühl.
Viel schöner sind die Momente, in denen wir meinen Vater bewusst zu uns einladen, indem wir über ihn erzählen. Gutes und auch Fehlerhaftes. Zumeist lachen wir dann irgendwann über ihn und diese einmalig trockene, ruppige Art, mit der er manchmal um sich gebissen hat.
Du hast die Wahl, wie du deine Trauer lebst. Hältst du sie bewusst lebendig? Aus welchem Grund tust du das? Erfüllst du ein inneres oder äußeres Konzept? Warum willst du ein Gefühl behalten, dass dich quält? Sei dir bewusst: du alleine bist verantwortlich dafür, was du empfindest.
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