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Über die Gefährtin in der Wüste

  • Autorenbild: Asja
    Asja
  • 21. Nov. 2010
  • 2 Min. Lesezeit

Während ihrer Reise wandert die Kriegerin auch durch die Wüste. Sie weiß, dass sie dies, trotz des lebensfeindlichen Umfeldes, tun muss. Es ist wie eine starke Macht, die sie in diese kärgliche Einöde zieht, in denen die Tage heiß und die Nächte eiskalt sind. Tagsüber wandert sie stumm, zeitweilig mit einer Gefährtin, die den ähnlichen Ruf verspürt wie sie. In der Nacht schmiegen sich die beiden in Ermangelung eines Feuers aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen und ihren Träumen nachzuhängen.


Es gibt Tage, an denen beide weinen, weil sie die Last der Wanderschaft nicht mehr ertragen können. Ihre Tränen tropfen dann auf den ausgedörrten Boden und verschwinden sofort im Nichts der Hitze. Die Kriegerin beugt sich nieder, nimmt etwas von dem heißen Sand in die Hand und lässt ihn langsam, aber stetig zu Boden rieseln. Dann sieht sie ihre Gefährtin liebevoll an und erklärt ihr die Zeit. Sie weiß, dass Zeit nicht existent ist, wir uns aber durch unser Ego zum Sklaven von Stunden und Tagen machen. Dann weint ihre Gefährtin und nickt stumm.


Ein anderes Mal weint die Kriegerin und hadert mit ihrem Weg durch die Wüste. Dann nimmt ihre Gefährtin sie behutsam in den Arm und erzählt ihr die Geschichte einer Frau, die sie dereinst traf. Diese Frau wanderte neun Jahre ihres Lebens durch die Wüste. Alles und jeder um sie herum erklärte sie für verrückt und nicht selten hatte sie selber das Gefühl, es zu sein. Aber sie glaubte. Sie glaubte jedes Jahr, jeden Tag, jede Stunde und nahm somit der Zeit ihren Raum bis sie den Weg aus ihrer Wüste fand.

So gegenseitig gestärkt stehen die beiden Kriegerinnen auf und laufen einfach weiter. Sie laufen wie in diesen Momenten, wo man kurz vor Erklimmen eines Berges, einfach aufsteht und weiter läuft, weil man hofft, dass der Weg zurück weiter, als der Weg voran ist.

Und so laufen die beiden Gestalten, oft schweigend, nebeneinander durch die endlos scheinende Wüste, bis zu einem Moment, in dem sich die Gefährtin der Kriegerin stumm in den Sand setzt und sich weigert, weiter zu laufen. Sie lacht irrsinnig und die Kriegerin weiß, dass ihre wertvolle Gefährtin aufgrund ihres Schmerzes kurz davor steht, dem Wahnsinn zu verfallen. Müde senkt ihre Gefährtin ihr Haupt und murmelt, dass sie nicht mehr zu laufen vermag. Ihre Füße sind geschwollen, ihr Herz vernarbt und ihre Seele erträgt keine weitere Träne mehr, die im Sand versickert.

Die Kriegerin streichelt liebevoll das Haupt Gefährtin und steht dann auf. Sie spricht vom eigenen Weg ihrer Gefährtin und weiß, dass nur sie ihn gehen kann. Sie lässt ihre geliebte Gefährtin dann im Sand zurück und wandert langsam weiter. Für Außenstehende mag das hart aussehen, aber die Kriegerin weiß: sie kann nur ihrem eigenen Ruf folgen. Sie blickt nicht zurück auf ihre Gefährtin, die im Sand kauert. Sie geht einfach weiter, wohl wissend, dass sie ihre Gefährtin eines Tages wieder sehen wird. Sie weiß, dass, wo auch immer sie sich treffen werden, sie sich am Blick erkennen werden. Und so strafft die Seelenkriegerin ihren Körper und schreitet aufrecht voran, der heißen Sonne entgegen.

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